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Einmal elektrisch um die Adria - Rückblick

Nach nun schon fast 15.000 elektrischen Reise-Kilometern (5-Länder-Tour, Rund um den Ärmelkanal, Bretagne und unzähligen Kurzreisen) haben wir uns eine Umrundung der Adria vorgenommen, also 3500 km in 16 Tagen durch 7 europäische Länder. Unsere Route beginnt an der italienischen Küste, wir fahren - von zuhause aus betrachtet - also gegen den Uhrzeigersinn um die Adria. Auf italienischer Seite durchfahren wir Venetien mit dem Po-Delta, die Emilia Romagna, die Marken, Abruzzen und Molise bis nach Apulien. Die gegenüberliegende Küstenlinie der Adria ist länger und abwechslungsreicher. Für uns beginnt sie nach einer Überfahrt in Vlora, einer albanischen Hafenstadt und führt weiter zur dalmatinischen Küste durch Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien.

 

Der erste Tag ist geprägt von einer Strecke, die wir schon so oft befahren haben und die doch immer wieder das aufregende Gefühl der beginnenden Reise vermittelt. Der Weg zwischen Salzburg und der oberen Adria ist so etwas wie ein österreichisch/italienischer Kulturpfad, heute endet er in Taglio di Po, wo wir in einem entzückenden Anwesen aus dem 17. Jahrhundert übernachten, der Tenuta Ca`Zen, in der schon Lord Byron genächtigt haben soll. Am nächsten Morgen gehts los in Richtung Sirolo auf der SS16, der "Strada Statale 16 Adriatica", die uns nun bis Brindisi begleiten wird. Sirolo besticht mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer und den Monte Conero sowie mit dem türkisen, kristallklaren Wasser an den Stränden. Weiter geht es nach Vieste, die Landschaft wechselt ihre Farbe in ein Grün, das von dutzenden Tönen gefärbt ist, gefühlte einhundert Kilometer Olivenhaine links und rechts, üppig Kaktusfeigen am Straßenrand, alles typisch für den Gargano. Vieste selbst ist wunderbar, wenn auch hochtouristisch, wir entfliehen der Hitze der Stadt in den "Foresta Umbra", die grüne Lunge Apuliens. Sehenswert in dieser Gegend: die malerischen Grotten. 

Vieste

Unser nächster Halt für die nächsten 4 Tage ist ganz bewusst gewählt: Ein Turm aus dem 13. Jahrhundert in der Nähe von Ruvo di Puglia, ganz allein inmitten von Olivenhainen gelegen - "Torre Gigliano". Ein wunderbarer Ort und zugleich idealer Ausgangspunkt für Erkundungen wie die Felsenstadt Matera, die ja schon in der Basilicata liegt. Vor dem Einschiffen in Brindisi besuchen wir noch Alberobello mit seinen schlumpfartigen Häuschen mit runden, weiß getünchten Mauern und kegelförmigem Dach aus geschichteten grauen Steinen, die "Trulli". Unser Kombi erweist sich in jeder Situation als idealer Reisebegleiter, der all unsere Expeditionen willig und sparsam mitmacht, auch die Ladeinfrastruktur ist uns gewogen.

Matera

Nach mühsamen 6 Stunden auf der Fähre erreichen wir Vlora, jenem Ort in Albanien, wo die Adria endet und in das Ionische Meer übergeht. Reges Treiben erinnert an touristische Hotspots der oberen Adria. Unser eigentliches Ziel ist aber Tirana, die albanische Hauptstadt. Hier herrscht improvisiertes Chaos. Allerdings pulsierend vital. Tirana ist heute mehr orientalische als europäische Stadt und vermittelt mit einer jüngeren Bevölkerung als überall sonst in unserem Teil der Welt, eine wahre Goldgräberstimmung. Unserer Bedenken bezüglich Ladeinfrastruktur werden zerstreut, wir haben sogar ein Hotel mit Ladesäule.

Der nächste Tag führt uns gleich durch 3 Länder und 2 Grenzkontrollen: Albanien, Montenegro, Kroatien. In Albanien machen wir noch kurz Halt in Shkodra, eine 2400 Jahre alte Stadt und auch das Zentrum des Katholizismus des Landes. Die Einwohner leben täglich dem Rest der Welt eindrucksvoll vor, dass ein friedliches und respektvolles Zusammenleben verschiedener Religionen möglich ist. Dann durch Montenegro, landschaftlich wunderbar, aber bis zur Küste fahrtechnisch herausfordernd, zwei Fahrspuren purer Luxus. Die Küstenstraße von Montenegro und Dalmatien sind landschaftlich atemberaubend schön. Man schlängelt sich auf kurvigen Straßen entlang der zerklüfteten und verkarsteten Küste, an der sich traumhafte Strände befinden, und wo versteckte Buchten mit kristallklarem Meer geradezu kitschig hervorlugen. Dann, nach einer Kurve dieser großartigen und erlebnisreichen Küstenstraße, der Blick auf Dubrovnik – vor uns liegt die berühmte Perle der Adria. Wir wandern am frühen Morgen auf der berühmten Burgmauer und ziehen weiter.

Wir verlassen Dubrovnik in Richtung Split und überqueren trotzdem eine Grenze - die zu Bosnien-Herzegowina. Auf der Landkarte ist es kaum erkenntlich, dass hier ein winziger Küstenstreifen zu Bosnien und Herzegowina gehört. Der einzige Zugang zum Meer Bosniens ist die kleine Gemeinde Neum - der Neum-Korridor. Spannend. Die letzten Tage in Split und Opatja sind geprägt von Kulinarik und Schwimmen im glasklaren Meer. Haben wir etwas bei dieser Reise besonders liebgewonnen? Ja, einiges. Eine Liebeserklärung bekommt von uns die 1000 Kilometer lange Adria Magistrale, eine der schönsten Strecken auf dem Balkan, und überhaupt eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Aber es wäre ungerecht, nur sie zu erwähnen. Wir haben unglaublich schöne Landschaften links und rechts der Straßen kennengelernt, wunderbare Städte wie Vieste in Apulien, wo wir an der Stadtmauer Fisch und Wein genossen haben, den Gargano mit seinen grünen Wäldern, die wir durchwandert haben, das Privileg, in einem Turm aus dem 13. Jahrhundert wohnen zu dürfen, und letztendlich die so unberührt wirkenden Landschaften in Albanien oder Montenegro. Jeder Streckenabschnitt war ein Erlebnis für sich.

Dalmatien

Unser Reiseauto, der Volkswagen ID.7 Tourer, erwies sich nicht nur als grandios gepäckschluckender und komfortabler Wohnraum, sondern auch als Verbrauchs-Perfektionist, was sich natürlich auf die Reichweite auswirkt. Reale 550 km erzeugen auf der Langstrecke dann schon eine Sorglosigkeit, die entspannt. Bei reiner Autobahnfahrt (was wir selten gemacht haben) geht das runter auf 450 km. Das ist eine Größenordnung, die keinen Wunsch mehr offenlässt. Dazu kommt ein Fahrwerk, das mehr an Schweben, denn an Fahren erinnert und eine Geräuschinnendämmung vom Feinsten. Eigenschaften, die man beim Reisen schätzen lernt. Was uns aber wirklich antreibt und Tag für Tag wieder freut, ist die Tatsache, dass wir mit dieser Technologie in die Lage versetzt werden, quasi CO2-frei reisen zu können.

Ein paar Worte zur Ladeinfrastruktur: Wir hatten 2 Ladekarten dabei (Routex und WeCharge), mit denen wir in 90% der Fälle an den Ladestellen bezahlen konnten. Die Kosten schwankten von 0,39 bis 0,79 Euro/kWh, auch abhängig davon, ob AC oder DC geladen wurde, natürlich waren die teuren Tarife bei den Schnellladesäulen, z.B. Ionity. Zahlung mittels App nahmen wir niemals in Anspruch, mit Kreditkarte konnten wir so gut wie nirgends zahlen, dafür hatten wir aber einige Gelegenheiten, den Strom gratis zu erhalten, z.B. bei Hotels oder auch auf der Autobahn in Albanien, wo uns erlaubt wurde, die Taxi-Ladestelle zu benutzen. Über die Häufigkeit an Lade-Gelegenheiten konnten wir uns nicht beschweren, niemals kamen wir in Verlegenheit, und wenn, dann, weil die Ladestellen von Verbrennern besetzt waren (siehe Blogpost Split >>>). Die Ladeinfrastruktur, die uns begegnete, war vor allem sehr unterschiedlich. Sieht man von den großen Anbietern entlang der Autobahnen und Schnellstraßen ab, sind Lademöglichkeiten mitunter auch unzuverlässig und nicht immer einfach zu bedienen. Am Ende geht es meistens, aber man würde sich einfach mehr Einheitlichkeit und Bedienerfreundlichkeit erwarten. Zudem ist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu bemerken, je südlicher, desto dünner wird das Netz. Ein wirkliches Hindernis stellt das beim Reisen aber nicht dar, nicht ein einziges Mal waren wir in der Situation, in einen Versorgungsengpass zu geraten. Hier sei auch erwähnt, dass manche Länder besser als ihr Ruf sind. Albanien war für uns die Überraschung, hier gab es überhaupt keine Probleme, Infrastruktur, wo man hinsieht, ständig wachsend. Zusammengefasst: Es gibt im Bereich der Ladeinfrastruktur in Europa noch viel zu tun: einheitliche Bezahlmöglichkeiten (z.B. Kreditkarte), überschaubare, faire und transparente Tarife, flächendeckende und verlässliche Netze und vor allem verlässlich funktionierende Ladepunkte.


 

Die Reise in Zahlen:

 

Bereiste Länder: 7

Gesamtdauer: 16 Tage

Blogeinträge: 27

Zurückgelegte Distanz auf der Straße: 3700 km

Zurückgelegte Distanz auf dem Wasser: 139 km

Gesamte Fahrzeit: 71:49 Stunden

Durchschnittsverbrauch: 15,5 kWh/100km

Schritte pro Tag im Durchschnitt: 8.921

Höchste Schrittmenge am Tag: 13.910

Höchste Meertestemperatur: 29 Grad

Höchste Lufttemperatur: 35 Grad

 

Für jene, die an einzelnen Etappen und Erlebnissen interessiert sind, haben wir die Blogposts chronologisch noch einmal übersichtlich mit Links zusammengefasst:

 

10. Etappe | Tag 16: Von Opatja nach Hause >>> zum Blogpost

9. Etappe | Tag 15: Von Split nach Opatja (Kroatien) >>> zum Blogpost

8. Etappe | TAG 14: Laden und Speisen in Split >>> zum Blogpost

Faktencheck: Auch andere BloggerInnen sind hier unterwegs >>> zum Blogpost

8. Etappe | Tag 13: Von Dubrovnik nach Split (Kroatien) >>> zum Blogpost

7. Etappe | Tag 13: Dubrovnik (Kroatien) >>> zum Blogpost

7. Etappe | Tag 12: Von Tirana nach Dubrovnik (Kroatien) >>> zum Blogpost

Faktencheck: Was ist eigentlich der Balkan? >>> zum Blogpost

6. Etappe | Tag 11: Von Vlora nach Tirana (Albanien) >>> zum Blogpost

5. Etappe | Tag 10: Von Brindisi nach Vlora (Albanien) >>> zum Blogpost

Faktencheck: Süditalien und Autofahren >>> zum Blogpost

4. Etappe | Tag 9: Trulli und Abschied (Apulien) >>> zum Blogpost

Der andere Blick: Gewitter in Apulien >>> zum Blogpost

4. Etappe | Tag 8: Alta Murgia (Apulien) >>> zum Blogpost

Kulinarik: Ausflug ins Vegetarische >>> zum Blogpost

Faktencheck: E-Mobilität in Italien? >>> zum Blogpost

4. Etappe | Tag 7: Von Vieste nach Ruvo di Puglia (Apulien) >>> zum Blogpost

3. Etappe | Tag 6: Ein Tag ohne Elektro (Apulien) >>> zum Blogpost

3. Etappe | Tag 5: Foresta Umbra (Apulien) >>> zum Blogpost

Tipp: Stromsparen durch die richtige Fahrweise >>> zum Blogpost

3. Etappe | Tag 4: Vieste (Apulien) >>> zum Blogpost

3. Etappe | Tag 3: Von Sirolo nach Vieste (Apulien) >>> zum Blogpost

2. Etappe | Tag 2: Von Taglio di Po nach Sirolo (Marken) >>> zum Blogpost

Welche Ladeinfrastruktur wird uns erwarten? >>> zum Blogpost

1. Etappe | Tag 1: Von Seekirchen nach Taglio di Po (Po-Delta) >>> zum Blogpost 

Ein paar Worte zu unserem stromlinienförmigen Reisemobil >>> zum Blogpost

Die nächste Reise steht unmittelbar bevor >>> zum Blogpost

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Alexander (Donnerstag, 26 September 2024 12:45)

    Es war sehr informativ, aber leider wurde wenig darüber berichtet, mit welchen Problemen E-Auto-Besitzer auf langen Strecken außerhalb Österreichs konfrontiert sind. Ich erwartete, etwas über verschiedene Netzwerke von Ladestationen in verschiedenen Ländern und Möglichkeiten zum Sparen bei den Ladetarifen zu lesen. Denn die Zahlung per Bankkarte ist in der Regel nicht besonders günstig. Ich hoffe, in der nächsten Artikelserie etwas Ähnliches zu sehen. Ich mag Elektroautos, aber leider geraten Informationen über die Mängel beim Laden in verschiedenen Ländern in den Hintergrund. Es gibt mehr als genug begeisterte Artikel darüber, wie angenehm das Fahren eines Elektroautos ist.

  • #2

    Leo Fellinger (Freitag, 27 September 2024 08:10)

    Lieber Alexander, danke für den Input. Ja, das ist richtig, ich hätte noch einen größeren Augenmerk auf die Kosten geben können. Mir ging's eher um die Machbarkeit an sich. Hier nachgereicht mein Input zu den Kosten: Wir hatten 2 Ladekarten dabei (Route und WeCharge), mit denen wir in 90% der Fälle an der Ladesäule bezahlen konnten. Die Kosten schwankten von 0,39 bis 0,79 Euro/kWh, auch abhängig davon, ob AC oder DC geladen wurden, natürlich waren die teuren Tarife bei Schnellladesäulen, z.B. Ionity. Zahlung mittels App nahmen wir niemals in Anspruch, mit Kreditkarte konnten wir so gut wie nirgends zahlen, dafür hatten wir aber einige Gelegenheiten, den Strom gratis zu erhalten, z.B. bei Hotels oder auch auf der Autobahn in Albanien, wo uns erlaubt wurde, die Taxi-Ladestelle zu benutzen. Über die Häufigkeit an Lade-Gelegenheiten konnten wir uns nicht beschweren, niemals kamen wir in Verlegenheit, und wenn schon, dann, weil die Ladestellen von Verbrennern besetzt waren (siehe Blogpost https://www.lovelectric.at/2024/09/09/faktencheck-laden-und-speisen-in-split/). Und ja, es gibt in diesem Bereich noch viel zu tun: einheitliche Bezahlmöglichkeiten, überschaubare, faire und transparente Tarife, flächendeckende Netze, besonders in Süditalien.