Ein Unwetter hat uns heute in Split zu einem unfreiwilligen, aber willkommenen und erholsamen Ruhetag verholfen. Regenstürme sind über die Region gezogen wie seit zwei Monaten nicht mehr, so die Meinung der hier Ansässigen. Also: Ausruhen, Schreiben, Laden - letzteres ist das Stichwort. Obwohl wir noch fast 60% im Akku haben, bin ich zu einer MOON-Schnell-Ladesäule in Split gefahren. Man weiß ja, was sich gehört. Dort angekommen, finde beide Ladepunkte frei vor, nicht aber die Plätze davor. Ein Dacia und ein uralter Mercedes haben dort ihren mittäglichen Ruheplatz eingenommen, ihre Fahrer im Café dahinter, wie sich später herausstellte. Ich positioniere meinen ID.7 quer über die danebenliegenden Parkplätze und es gelingt tatsächlich, das Kabel ist lang genug. Nach einiger Zeit kommen beide Fahrer des Wegs, der Mercedes-Besitzer stiehlt sich schnell davon, der Dacia-Taxi-Besitzer sucht gezwungenermaßen das Gespräch. Ich stelle ihn zur Rede, er meint, als Österreicher könnte ich mir doch was Besseres leisten als so ein Sch... Elektroauto, dann hätte ich den ganzen Ärger mit Laden und Parken nicht, außerdem war gerade kein anderer Parkplatz frei, was hätte er denn tun sollen???? Irgendwo muss er ja parken, Mittagspause, das steht ihm zu. Die Diskussion ist schon fast am Eskalieren, da holt er sein Smartphone aus der Hose und zeigt mir ein Bild von seinem privaten Mercedes. Das ist ein Auto! Benzin! Und mit dem Geld, das der VW hier kostet, könnte ich mir in Kroatien locker einen gebrauchten Maybach kaufen... usw. usw.
Was sich wie ein südliches Märchen anhört, ist aber überall - auch in Österreich - Realität. Es gibt wenig Unrechtsbewusstsein beim Verparken von Ladeplätzen. Man stelle sich das Gezeter vor, wenn man die Einfahrt einer Tankstelle blockieren würde - ist ja gerade kein anderer Parkplatz frei... Kurzfassung dieser kleinen Story: Das sind die einzigen Lade-Probleme, mit denen wir in mittlerweile 6 Ländern dieser Reise konfrontiert waren. Also anscheinend sind es nicht die E-Autos, nicht die Infrastruktur, die Probleme bereiten, eher noch die Menschen. Aber um das nicht zu sehr ins "Klagende" gleiten zu lassen: in 25 Minuten hatte mein Akku 100%, durch die Diskussion kam es mir noch kürzer vor.
Mittlerweilen ist es 14 Uhr und wir haben Hunger, der Regen wird immer schlimmer. Wir finden ein Restaurant, das wir jetzt als einzigen Split-Tipp festhalten: KADENA Split, Ul. Ivana pl. Zajca 4, 21000 Split, +385 99 300 0303, info@restorankadena.com
Unser Menü:
- Hausgemachte Pappardelle mit Ochsenschwanz-Ragout
- John Dory Fisch gegrillt
- Kalbsrücken mit getrüffelten Kartoffelpüree
- Pavlova-Torte
- dazu einen passenden Wein: ein Pošip von der Insel Korčula, Familie Nerica, frisch, zitrusartig mit nussigen Noten, komplex.
- und danach reichte man uns noch etwas Besonderes: einen Travarica Barrique!
Ein würdiger Split-Abschied...
...dachten wir, doch es kam anders. Nach einem Nachmittagsschläfchen öffneten wir das Fenster und sahen, wie die Unwetterwolken Sonne und Mond Platz machten. Das Schauspiel dauerte ganze 5 Minuten - dann waren wir auch schon im Wasser und schwammen, bis es dunkel war.
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