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Fahrerlos

In Salzburg war die letzten Monate die öffentliche Diskussion ganz von der Bürgerbefragung zum Thema S-Link geprägt. Warum? Weil Salzburg ein gutes Beispiel ist, wie das steigende Verkehrsaufkommen, getrieben vom Mobilitätsbedürfnis der Menschen, eine Stadt lähmen kann. Es braucht Lösungen, die über den Gegenwartsbedarf auch weit in die Zukunft reichen müssen. Dass der S-Link jetzt eine deutliche Absage erhalten hat, öffnet die Türen weit für innovative neue Denkweisen und Modelle. Fakt ist: So wie wir dringend in naher Zukunft (nein, eigentlich schon jetzt) die Umstellung auf elektrische und damit CO2-reduzierte Mobilität brauchen, so dringend brauchen wir auch machbare Verkehrslösungen für den Personentransport. Ziel muss sein, neben dem massiven Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel auch Menschen aus entlegenen Wohnsituationen zu den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen. Zur Zeit scheitern aber viele der "First- und Last-Mile"-Strategien vor allem an den hohen Personalkosten. 

 

Genau da setzt eine Innovation an, an der schon geraume Zeit geforscht und gearbeitet wird - das "Autonome Fahren". Ob Befürworter oder Gegner - niemand kann abstreiten, dass autonomes Fahren eines der großen Themen in der Zukunft der Mobilität sein wird. Ich persönlich glaube nicht an das autonome private Auto, in dem man auf dem Weg ins Büro bequem die Zeitung lesen kann. Vielmehr ist diese Entwicklung eine große Chance für das Neudenken des Öffentlichen Verkehrs. Selbstfahrende Minibusse, sogenannte "Robotaxis" sollten ergänzend zu bestehenden Angeboten als intermodale Verkehrslösung in das ÖPNV-Netz integriert werden. Heute werden viele Streckenabschnitte teilweise nicht in vollem Umfang genutzt, was dazu führt, dass gerade in ländlichen Gebieten Busse weitgehend leer auf den Straßen unterwegs sind. Für solche, nicht ausgelasteten Strecken bietet das Robotaxi eine ideale Möglichkeit, Leerfahrten einzusparen und Transport auf Abruf zu ermöglichen. Auch bisher nicht versorgte Räume oder Randgebiete können auf diese Weise sinnvoll integriert werden. Aber auch in der Stadt kann das eine sinnvolle Ergänzung sein. Schätzungen zeigen, dass beim umfassenden Einsatz von autonom im urbanen Verkehr fahrenden Robotaxis in einer Stadt nur noch ca. 1/10 der heutigen Autoflotte notwendig ist. Das würde z. B. eine enorme Flächeneinsparung beim ruhenden Verkehr ermöglichen. Zudem hat das autonome Fahren das Potenzial, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Verkehr effizienter zu gestalten, auch wenn es dafür noch viele Herausforderungen zu meistern gilt, wie zum Beispiel die rechtlichen Rahmenbedingungen oder die Datensicherheit. Und wie hoch ist die Akzeptanz, in ein fahrerloses Taxi einzusteigen? Das wollte die deutsche Bitcom.E.V. wissen. Das Ergebnis: 71 % der Menschen würden in ein autonomes Taxi steigen.

 

Die gute Nachricht: Es gibt auch hierzulande großartige Forschungen und Pilotprojekte. Salzburg Research forscht seit geraumer Zeit an dem automatisierten Verkehr zur Anbindung von ländlichen Regionen an intermodale Mobilitätsknotenpunkte. Das selbstfahrende Forschungsfahrzeug – der Digibus® 2.0 – fuhr, wie bereits sein Vorgänger, in der Salzburger Gemeinde Koppl im öffentlichen Pilotbetrieb und richtete sich speziell an Pendler:innen, Tagesausflügler:innen sowie an Tourist:innen. Die Strecke stellte sich aufgrund von Steigung, Wetterbedingungen und Lokalisierungsgenauigkeit als komplex und herausfordernd dar. Eine Akzeptanzerhebung ergab: Die Fahrgäste waren sehr zufrieden. 

Zusammengefasst: Wohl kaum eine andere aktuelle Innovation besitzt das Potenzial, unsere Verkehrssysteme so tiefgreifend und dramatisch zu verändern wie diese! Automatisierte Shuttles und Robotaxis werden den Transport in ländlichen wie in städtischen Umgebungen neu definieren und den Weg von A nach B bequemer und sicherer machen. Diese Entwicklung kann eine historische Chance sein: Eine ideale Ergänzung zu einem Hochleistungs-ÖPNV. Ein Taxi, das auf Zuruf zum Fahrgast kommt und ihn am Ziel absetzt. Oder ein Mini-Bus, mit dem auch schwach ausgelastete Buslinien fahrerlos im dichten Takt bedient werden können. 

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