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Complément: Transformation

(VERENA) Das Stück trägt den Titel „Sieben Tage im Hafen von Ploumanac`h“.

Es kommt ohne Worte aus, es gibt demnach keinen Text zu lernen. Der Anspruch an die Darsteller ist ein weit schwieriger: Die Seele dieses alten, bretonischen Steinhauses zu inhalieren, sich symbolisch die Haut des Einheimischen überzustreifen, in seinen Stolz, seine Herkunft, in die Geschichte einzutauchen - quasi für eine kurze Zeit dessen Heimat zu „stehlen“, die nicht die eigene ist.

 

Hier auf dieser Terrasse zu sitzen mit dem unvergleichlichen Blick auf den kleinen Hafen, das Treiben und Geschnatter der Menschen, den rasanten, aber in Wahrheit nur hochwissenschaftlich erklärbaren Gezeitenwechsel zu beobachten, lässt einen beinahe von selbst in die Rolle hineinwachsen. Wer hat dieses Haus gebaut? Wer hat in all den Jahren darin gewohnt? War es eine Fischerfamilie? Oder die Lehrerin? Der Arzt? Eine Witwe mit fünf Kindern? Fragen über Fragen tun sich auf, es scheint, niemand kann sie mehr beantworten…

 

Die Woche neigt sich dem Ende zu. Wir haben unendlich viel unternommen, sind gewandert, geschwommen, durch liebliche Ortschaften geradelt, haben Städte besichtigt, viel gelacht, so manchen guten Happen geschmaust und dazu fast immer zu viel Cidre getrunken.

 

Aber in Wahrheit hätte es genügt, nur auf dieser Terrasse zu sitzen und sich langsam zu transformieren. Die Regie wäre damit hochzufrieden gewesen.

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