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Der 8. Tag

Heute ist der letzte Tag in England, frühmorgens verlassen wir die südenglische Küste und quetschen unseren ID.Buzz in Poole auf die Fähre nach Cherbourg, von dort geht es dann weiter ins bretonische Perros-Guirec. Ein „Überstellungstag“.

 

Zeit für eine mobilitäts-spezifische Zwischenbilanz, schließlich haben wir gut die Hälfte hinter uns: 2200 reine Straßenkilometer ohne die Distanzen der Fähre, zählt man die dazu, wären das nochmal 134 km für Poole-Cherbourg und  33 km für Calais-Dover, also 2367 km. Der ID.Buzz hat sich als idealer Reisegefährte profiliert, wir gleiten leise und unbeschwert durch die Landschaft, das Fahrwerk bietet ein Maximum an Komfort, die hohe Sitzposition und der Panoramablick nach vorne ist wie Roadmovie im Kino, der Klang der verbauten Multimediaeinheit lässt keine Wünsche offen, der Klang ist wie zuhause von der Stereoanlage. Noch haben wir keinen Makel entdeckt. Wie ist es also mit dem Laden? Ausgehend vom Verbrauch, der je nach Fahrweise und Geschwindigkeit zwischen 18,9 und 23,2 kWh/100km ausmacht, laden wir so alle 250 bis 300 km. Das ist auf Autobahnen kein Problem, geht schnell, besonders die Ionity-Ladeparks erledigen das untadelig. Verlässt man die Route in Richtung Landstraße, sinken die Maximalwerte schon mal auf  50 kWh, wesentlich öfter aber auf 22 kWh. Das ist alles machbar, wenn man es mit Essenspausen oder Besichtigungen kombiniert, das erfordert meistens aber einen gewissen Planungsaufwand. Was noch erschwerend dazukommt, ist oft die mangelnde Verlässlichkeit der kleineren Stromanbieter. Man begegnet defekten Ladesäulen, manche schlecht erklärt und nur in der Landessprache, viele davon nur über eine App zu bezahlen, die dann z.B. keine 4-stelligen Postleitzahlen bei der Registrierung akzeptieren. Von registrierungspflichtigen Ladepunkten wenden wir uns sofort ab und fahren weiter, das lohnt sich nicht. Eine Anmerkung in Richtung Ladeanbieter. Bitte nehmen Sie sich ein Beispiel an anderen Dienstleistern wir z.B. Tankstellen, dort findet man keine unkommentiert kaputten Zapfsäulen, bezahlen kann man dort auch mit jedem gängigen Zahlungsmittel und der Preis ist auch immer transparent. Zudem tankt man dort auch immer unter Dach und muss nicht mit dem Zapfhahn im strömenden Regen herumturnen.

 

Unterstrichen wird das alles noch von unserem heutigen Laderlebnis. Die erste Ladegelegenheit, die wir auf dem Weg von Cherbourg nach Perros-Guirec angesteuert haben, war eine 150 kW von Lidl. Sowohl Navi als auch Google Maps führten uns an einen ganz anderen Ort - den Standort des früheren Lidl-Marktes, wie wir später von einem Tesla-Fahrer erfuhren. Als wir dann den neuen Standort gefunden hatten, waren die 150 kW nur mehr 120 kW und während wir luden, konnte der Tesla-Fahrer vom zweiten Ladepunkt nichts anzapfen - zu wenig Strom für zwei vorhanden. Zwei Stunden später wieder ein Lidl-Ladepunkt, diesmal musste man via Smartphone zahlen, nach dem Registrierungs-Prozedere erfuhren wir, dass von den 120 kW nur 60 zur Verfügung standen und im zweiten Schritt - richtig, dass zu wenig Strom vorhanden sei, weil neben uns ein Zoe an einer 22 kW am Laden war. Mit 16% Speicher erreichten wir eine Total-Tankstelle mit 175 kW Ladepunkt, die aber urlangsam war, nämlich 30 kW, d.h. nicht alles, wo 175 draufsteht, ist 175 drin. Wir waren in unserem Hotel zum Dinner eingebucht, das leider ohne uns stattfand….

 

Fazit: 

Pessimistisch betrachtet: Abseits der Autobahnen ist unsere Erfolgsquote bei Ladepunkten 50%. Die Hälfte funktioniert einwandfrei, die andere Hälfte nicht oder oder ist zu kompliziert und zeitraubend.

Realistisch betrachtet: Niemals sind wir in die Situation gekommen, liegenzubleiben und außer, dass man sich über so manche Unprofessionalität ärgert, nimmt man keinen weiteren Schaden. Es überwiegt immer die Freude am elektrischen und lokal emissionsfreien Reisen. 

Und zuletzt optimistisch betrachtet: Wir glauben daran, dass sich die kritisierten Umstände Jahr um Jahr, Monat um Monat verbessern werden.

 

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