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Der 3. Tag

Mit 70% Ladekapazität sind wir heute gestartet, weil es in der Hauptstadt Luxembourg weder eine Garage mit Ladepunkten noch irgendwelche öffentliche in der Nähe unseres (entzückenden) Hotels mitten in der Altstadt gibt. Aber: In Luxemburg gibt es CHARGY, nach eigenen Aussagen ein Netzwerk mit mehr als 700 öffentlichen Ladestationen und noch dazu mit den allerschnellsten. So die Werbung. ULTRA FAST CHARGER. 350 kW. Das wollen wir testen. Wir fahren in Richtung Brüssel und finden eine CHARGY-Station mit 8 ULTRA FAST Ladepunkten. Einmal angeschlossen, starten mal knappe 70 kW, mehr wird es nicht. Enttäuschend. Da sind wir von IONITY anderes gewohnt. Wir laden trotzdem voll und gehen bei schönstem Wetter motiviert in die nächste Etappe. Nach Air-de-la-Lys, wir werden dort in einem privaten kleinen Schloss übernachten. Francis, der Besitzer, hat uns schon kontaktiert und mitgeteilt, dass es bei ihm keine Lademöglichkeit gibt, aber im naheliegenden Ort, beim Kino und beim Lidl. Wir sind gespannt.

 

Aber noch fahren wir durch Belgien, trinken Kaffee in einer denkwürdigen Raststation, wo es frische Popcorn und Hot Dogs in Blechdosen gibt und plaudern mit Menschen, die sich für unser Auto interessieren. Ein älterer Herr mit Hund und blaukariertem Hemd meint, er habe geglaubt, der E-Bulli sei inzwischen mehr eine Fantasie als Realität, umso überraschter sei er, ihn jetzt in freier Wildbahn zu sehen. Ein deutsches Pensionisten-Ehepaar aus Luxemburg - selbst mit einem T4 California unterwegs (langer Radstand mit integrierter Nasszelle) -  zeigt sich interessiert, aber skeptisch gegenüber den Lademöglichkeiten in Europa.

 

Jetzt stehen wir an einer IONITY-Station in der Nähe von Lille - leider laden wir hier auch nicht viel schneller. Man merkt deutlich, dass wir im Autobahnverkehr merklich mehr Verbrauch haben, 23,3 kWh waren der Spitzenwert heute. Aber - wir kommen bisher unkompliziert voran, das Auto läuft wie auf Schienen, ein echtes Wohlfühlpaket, Laden funktioniert überall bisher. Jetzt noch ein kurzes Stück Frankreich, morgen geht es dann nach Calais und auf die Fähre nach Dover. Das wär doch was, wenn man mit leerem Akku auf die Fähre käme, das Auto anschließt und dann mit 100% auf die britische Insel rollt….

 

Aber noch sind wir in Frankreich, waschen unseren E-Bulli, damit er für Filmaufnahmen glänzt, beziehen ein Zimmer in einem kunstvollen Schloss aus dem 19. Jahrhundert in der Nähe der Stadt Aire-sur-la-Lys. 5 Zimmer werden an Gäste vermietet, das Haus gehört Francis und Cederic, Vater und Sohn, beide aus Belgien, der flämischen Sprache mehr als mächtig. Vater kocht, Sohn macht alles andere. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Vater Francis möchte zurück nach Belgien, Cederic das Schloss verkaufen und mit dem Erlös (runde 750.000 Euro) einen Bauernhof in Ungarn erwerben. Alles hier ist unglaublich, aber wahr.

 

Nach einem Five-Course-Dinner, das von Vater Francis persönlich zubereitet wird, einer Flasche Bordeaux und zwei Calvados fallen wir ins mittelalterliche Himmelbett und schlafen den Schlaf der Gerechten…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Alexander Bankel (Dienstag, 06 September 2022 12:25)

    Ich liebs :-)