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Keine Angst vor klein und weit

Ein Rezept für einen glücklich machenden Verlängertes-Wochenende-Trip? 

Man nehme: die Beste aller Freundinnen, ein wenig Abenteuerlust, ein paar Sachen zum Anziehen, zum Bergwandern, zum Radfahren und los geht’s… Halt, halt, das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen, unser Transportmittel: Meine „Sonnenkönigin“ - Ein 5 Jahre alter VW e-Up! mit einer Systemleistung von 61 kw (=83 PS).

„Waaas?“ wird sich jetzt vermutlich so mancher Leser fragen, „mit einem so kleinen Elektroauto von Seekirchen am Wallersee bis nach Südtirol in den Vinschgau – 328 km, seid Ihr verrückt?“ Der kleine, sonnengelbe Flitzer verfügt doch nur über maximal 258km Reichweite und das nur bei besten Bedingungen. Heißt das etwa, Klimaanlage ausschalten und duldsam vor sich hin schwitzen? Eco+-Modus rein? Also schwitzen UND nicht schneller als 100km/h fahren, sogar auf der Autobahn? Alles halb so wild. Es ist zwar meine erste Langstrecke mit der Sonnenkönigin, die bislang fast ausschließlich an der heimischen Wallbox mit Strom genährt wurde – vor allem, wenn die Sonne gerade scheint, versteht sich. Von Seekirchen nach Leogang im Pinzgau hin und zurück war bislang die weiteste Distanz, die ich ihr zutraute und die sie auch erstaunlich mühelos bewältigte.

 

Die Beste aller Freundinnen war vom ersten Moment an hell begeistert über mein Ansinnen, mit ihr zusammen per Mini-E-Auto nach Südtirol zu gondeln und alle Unwägbarkeiten der Ladeninfrastrukturen und sonstigen Überraschungen mitzutragen. Ihr Mann und sie erwägen gerade den Ankauf eines reinen Stromers und sie freute sich unbändig auf die Gelegenheit, die Umstellung von Verbrenner auf E-Mobilität bei einer Wochenendreise live mitzuerleben - „Learning by doing“ – sozusagen.

 

Mit einer 100% Ladung starten wir an einem trüben Feiertags-Donnerstag, die Anzeige zeigt 226 km Reichweite, es ist noch kühl und das mögen Batterien ja bekannterweise nicht besonders. Von meinem Liebsten Leo mit - sage und schreibe - 6 verschiedenen Ladekarten und vielen praktischen Tipps ausgestattet, beginnt unser kleines Abenteuer. Der Verkehr auf der deutschen Autobahn bis Rosenheim ist erwartungsgemäß mehr als dicht und immer wieder prasseln Regenschauer auf uns herab. Das erste Ladeziel ist die Autobahnstation Angath in Tirol, dort wartet eine stattliche Armee an IONITY-Ladesäulen auf uns, die VW-Ladekarte funktioniert auf Anhieb klaglos. Die Beste aller Freundinnen entpuppte sich schnell als die Beste aller Beifahrerinnen, bei allen Handgriffen jederzeit sofort zur Stelle, an Planung und Ladevorgängen hoch interessiert und mit Feuereifer dabei.

 

Die sehr empfehlenswerte App A Better Routeplanner (ABRP)“ schlug uns 2 Ladestopps vor, die erste in Angath für 15 Minuten und die zweite in Pettnau mit 45 Minuten. Mit Toilettengang und Kaffeetrinken wurden aus den 15 Minuten spielend 30 Minuten, darum war es auch möglich den 2. Ladestopp ebenfalls auf 30 Minuten zu verkürzen.

 

Wir fuhren sehr gemächlich, ohne jeglichen Stress und verplauderten die Zeit bis zum Anstieg Reschenpass auf das Angenehmste. Die Anzeige wies noch 130 km Reichweite auf, das Hotel in Burgeis war nur noch 25 km entfernt, also wähnten wir uns in absoluter Sicherheit. Doch der lange Anstieg fraß uns die Reichweite in atemberaubender Geschwindigkeit weg und mit etwas bangem Gefühl erreichten wir den höchsten Punkt. Geht sich das noch aus? Wird der Ladepunkt im Hotel funktionieren? Was, wenn nicht?

 

Bergab machten wir eine erstaunliche Erfahrung: Der e-Up! rekuperiert unglaublich effizient und wir kamen wieder mit 130 km Reichweite im Hotel an. Auch die Wallboxen dort funktionierten komfortabel mit einem Chip, den wir an der Hotel-Rezeption erhielten. Der benötigte Strom wird mit der Hotelrechnung mitverrechnet, die Sonnenkönigin sehr unkompliziert und somit sorgenfrei über Nacht wieder aufgeladen. Ein eigenes Ladekabel mitzuführen, ist in diesem Fall natürlich eine Selbstverständlichkeit.

Der Vinschgau zeigt sich von seiner schönsten Seite: Endlose, in allen Farben blühende, ungemähte (!) Wiesen, die Bergspitzen noch in Weiß getaucht, die Einheimischen durch die Bank (gast)freundlich, humorvoll und sympathisch. Fantastische Küche, gute Weine, moderate Preise. Wir verbringen ein unvergessliches Wochenende bei durchgehend strahlenden Sonnenschein wandern, schwimmend, radfahrend, essend, trinkend und lachend, lernen ein bezauberndes, ungarisches Paar kennen und die Zeit vergeht – leider – wie im Flug.

 

Für die sonntägliche Heimreise planen wir, schon etwas übermütig geworden, nur 1 Ladestopp, werden doch nach nächtlicher Vollaufladung und durch die wärmeren Temperaturen nun erstaunliche 338 km Reichweite angezeigt.  Die Annahme, dass in Angath auch in der Gegenrichtung Ladesäulen auf uns warten würden, wurde nicht erfüllt, es gab dort gar keine. Nun wurde heftig gegoogelt, wieder ABRP befragt und wir entscheiden uns, ein kurzes Stück von der Autobahn abzufahren und in Langkampfen bei einer Tesla-Station zu laden. Mit der Tesla-App, bei der die Sonnenkönigin als Zweitauto registriert ist, funktioniert auch das klaglos, nur in die Tesla-Lounge dürfen wir „unwürdigen“ VW-Fahrerinnen nicht hinein, was uns aber weiter nicht stört.

 

Nach ½ h Kaffeetrinken zurück auf der Autobahn, entscheiden wir, einem längeren Unfallstau und den lästigen Kontrollen in Kiefersfelden auszuweichen, in Kufstein die Autobahn zu verlassen über Kössen zum Chiemsee zu gleiten, eine eigentlich wunderschöne Fahrt, die der hektischen Autobahn absolut vorzuziehen ist. Von der Auffahrt Aschau geht es dann nur noch bergab, die Sonnkönigin rekuperiert wieder wie eine Weltmeisterin und wir erreichen mit 50% Ladestand unser Zuhause.

 

Fazit der Reise mit einem sehr kleinen Elektroauto?

Mit ein wenig Planung und etwas mehr Zeit absolut problemlos und entschleunigt möglich. Alle Ängste, Bedenken und Unsicherheiten einfach über Bord werfen und unbedingt selbst ausprobieren…

 

Verena Fellinger

 

Die beste aller Freundinnen schreibt:

WIR HABEN UNS GETRAUT

 

NEIN, wir haben nicht geheiratet, sondern sind mutig und mit Neugier einen ersten längeren Trip mit Verenas kleinen, dafür sehr wendigen, VW e-Up! angetreten. Sie, um ihre „Sonnenkönigin“ einmal auf Langstrecken richtig kennen zu lernen, ich, Gerti, um mir generellen Einblick in die Praxis der E-Mobilität zu holen.

 

Gut vorbereitet, ganz und gar auf Verenas Fahrkönnen vertrauend, ihre pickfeine Auflistung, der für uns eventuell wichtigen Ladestationen, in Händen, gleiten wir gestank- und lautlos dem wunderschönen Vinschgau entgegen. Immer die Reichweite der Batterie im Auge behaltend, auch den Tacho, denn rasen ist ein No-Go!, so man möglichst wenig Ladestopps einrechnen und durch die stressfreiere Fahrweise erholter ans Ziel kommen möchte. Vollauf begeistert, wie alles und im Speziellen die „Königin auf 4 Rädern läuft“, zeigt sie beim Überholen dann so richtig, was in ihr steckt, und zieht problemlos nach vorne.

 

Mit großem Interesse lasse ich mir das Handling an der ersten Ladestation erklären. Verena zaubert eine Handvoll Ladekarten hervor - uff, leichte Verunsicherung nistet sich bei mir ein - irgendeine wird schon funktionieren - hoffentlich!  War dann auch so. Trotzdem, da braucht es unbedingt noch eine Vereinheitlichung, wie wäre es zum Beispiel mit der Möglichkeit einer Kreditkartenzahlung an JEDER Ladesäule?? Meine nächste leise Ungewisse – der Reschenpass - wie sehr wird er sich an der Batterie unseres e-up! bedienen??!!...und er bediente sich gierig! Die uns zur Verfügung stehende Reichweite purzelte in erschreckender Geschwindigkeit nach unten. Doch wo es hinauf geht, gehts auch wieder hinunter und siehe da: „Rekoperier, rekoperier!“- ertönt es entzückt über diese geniale Technik, aus meiner überhaupt besten Freundin und Reisepartnerin Mund.

 

Neben den sportlichen Aktivitäten in der herrlichen Natur Südtirols, der feinen Kulinarik und dem Gefühl des Willkommenseins, verhalfen auch die gewonnene Sicherheit und Erfahrung im Umgang mit der E-Mobilität für Langstrecken zu einer entspannten und unvergesslich schönen Auszeit.

Mein Resümee:

  • Es braucht an jeder Autobahnraststätte E-Lademöglichkeiten (die wir leider nicht überall vorgefunden haben).
  • Es braucht ein wenig Umdenken und Umgewöhnung (der Ladevorgang benötigt doch mehr Zeit als herkömmliches Tanken - die sich allerdings mit einer Tasse Kaffee leicht überbrücken lassen).       
  • Es braucht etwas Vorausplanung, um für die geplante Strecke passende Lademöglichkeiten parat zu haben, das gibt ein sicheres Gefühl.
  • Es braucht auch etwas mehr Zeit (bedingt durch langsameres, daher Strom sparendes Fahren und die jeweilige Ladedauer). 

Die unbestrittenen Vorteile sind das unbeschreiblich angenehme Gefühl, leise und emissionsfrei unterwegs zu sein und unter Umständen den Strom von unserer Sonne als Geschenk obendrauf zu bekommen.  Ich freue mich auf unser erstes E-Auto, das sich hoffentlich bald an unserer eigenen Wallbox vollsaugt…

 

Gerti Angermayr-Lackner


 

Technische Daten VW e-Up!

 

Motorart: Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung): 61

Leistung maximal in PS (Systemleistung): 83

Drehmoment (Systemleistung): 212 Nm

Antriebsart: Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h: 11,9 s

Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch): 258 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP): 0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP): 14,4 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh: 36,8

Batteriekapazität (Netto) in kWh: 32,3

Ladeleistung (kW): AC 7,2 / DC 40,0

Kofferraumvolumen normal: 250 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank: 923 l

Länge x Breite x Höhe: 3.600 mm x 1.645 mm x 1.492 mm

 

Leider wird der e-Up! schon seit 2023 nicht mehr gebaut - und der Nachfolger ID.Every1 wird erst 2026 erwartet. Der große Erfolg des e-Up hatte gute Gründe. Auch in anspruchsvollsten  Tests schaffte der Elektro-Up für ein als Kurzstreckenauto genutztes Fahrzeug tolle Reichweiten. Dank des bereits ab der ersten Umdrehung anliegenden maximalen Drehmoments von 212 Nm schiebt der Elektro-Kleinstwagen bei Druck aufs Gaspedal fast verzögerungsfrei an und sorgt so für ein mehr als ausreichendes Spurtvermögen. Für den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h benötigt der elektrische e-Up nur 7,1 Sekunden. Kaum ein anderes Fahrzeug in der Kleinstwagenklasse kann mit einem derartigen Elan punkten. Auch oberhalb von 100 km/h geht es nicht träge voran. Die abgeregelte Spitze von 130 km/h wird spielend erreicht. Weil die Batterie komplett im Unterboden untergebracht ist, gibt es keinerlei Einschränkungen beim Platzangebot. Für nur 3,60 Meter Länge ist der e-Up denn auch recht geräumig. Vorne finden Fahrer bis zu einer Größe von knapp 1,90 Metern genügend Beinfreiheit vor, hinten reicht die Beinfreiheit für rund 1,65-Meter-Menschen.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Kari (Sonntag, 08 Juni 2025 18:12)

    Hey :-) Ich bin auch im Besitz eines schlumpfblauen E-Ups, und meine Teenie-Tochter und ich sind am letzten Wochenende auch das erste mal eine längere Strecke gefahren. Knapp 290 km mit (auf der Hinfahrt) 2 mal Laden. Es ist ein komplett anderes Fahren als mit Verbrenner und erfordert echt ein Umdenken. Ich fahre in 2 Wochen mit ihm in die Reha, 470 km und das wird noch mal ein Abenteuer: Voll mit Gepäck und in einigen Bundesländern schon Ferien ;-) Aber ich mag einfach vor Ort flexibel sein und nicht mit der Bahn fahren.

  • #2

    Robert (Sonntag, 08 Juni 2025 18:21)

    �� “Sonnenkönigin rules!”
    Was für ein epischer Reisebericht! Ich hab beim Lesen nicht nur leicht geschwitzt (wegen Eco+), sondern auch innerlich rekuperiert! �
    Verena, du solltest sofort in den literarischen Dienst der Elektromobilität aufgenommen werden – so schön und inspirierend geschrieben.

    Leo, Hut ab für die Vorbereitung. Sechs Ladekarten? Du bist offensichtlich nicht nur E-Mobilist, sondern auch Pokémon-Trainer im Nebenberuf.

    Ich liebe alles an dieser Story: Abenteuer, Freundinnenpower, Ladestationenromantik und die tapfere Sonnenkönigin, die uns allen zeigt: Größe ist nicht alles. (Außer beim Ladeanschluss.)

    Danke euch beiden für diesen elektrisierenden Energieschub – ich lade schon geistig meinen Kalender, um’s euch nachzumachen! ⚡❤️