(LEO) Cidre – ein erstaunlich vielfältiges Getränk mit grosser Tradition. Entscheidend für die grosse Produktvielfalt sind neben den getränketechnologischen Verfahren in allererster Linie die verwendeten Apfelsorten. Cidres müssen in Frankreich einen Alkoholgehalt von 3-5% aufweisen. Im Prinzip wird Cidre noch genauso hergestellt wie vor Jahrhunderten: Äpfel ernten, Saft auspressen, vor sich hin reifen lassen - fertig. Schon hat man Cidre, zumindest theoretisch. Praktisch würde jedoch sehr wahrscheinlich ein saures, stilles, trübes Gemisch entstehen, dass sich wohl nicht unters Volk bringen lässt. Ganz so einfach ist sie also wohl doch nicht, die professionelle Herstellung des flüssigen Goldes. Es werden spezielle Apfelsorten für die Herstellung ausgesucht und die "richtige" Wahl der Sorten, die man dann assembliert, gilt als Kunst.
Dass wir als überzeugte Cidre-Konsumenten auch diesmal wieder eine Cidrerie besuchen werden, stand schon vor Beginn der Reise fest. Auch, welche es ein sollte, war klar: Cidrerie du Leguer - wir trafen Cédric Le Bloas, Gründer und Mastermind, zu einem Gespräch. Sein Hof hat eine überschaubare Größe: 6 ha. Obstgärten werden nach biologischen Gesichtspunkten und sogar darüber hinaus ohne chemische Mittel gepflegt. Die einzigen beiden Arbeitsschritte sind das Mähen des Grases und das Beschneiden der Äste. Gegen Parasiten und Schädlinge wird versucht, die Nützlingsfauna zu fördern. Schon in den ersten Minuten des Gesprächs wird klar: Cédric Le Bloas ist ein von Dynamik und Neugierde getriebener Unternehmer, er selbst beschreibt seine Arbeit so:
Wir machen alles selbst:
- Wir ernten die Äpfel von Hand, wenn sie heruntergefallen sind
- Wir sortieren die faulen Äpfel aus
- Wir waschen die Äpfel mit klarem Wasser und zerkleinern sie
- Wir pressen das Fruchtfleisch langsam aus, um ein Maximum an Aroma zu erhalten
- Wir trennen das in der Maische verbliebene Pektin vom reinen Saft
- Wir lassen uns Zeit beim Gären
- Wir füllen den Cidre in Flaschen und erlauben ihm dort noch eine zweite Gärung
Dabei war es nicht klar, dass er zum Cidre finden würde, eigentlich war er Wein-Enthusiast. Das spürt man, denn wie er an die Gestaltung seiner Produkte herangeht, erinnert auch an Winzertechnik. Nachdem er 17 Jahre lang von einem Ende unseres Globus zum anderen gereist war, hat Cédric Le Bloas im Herzen der rosa Granitküste, in Lannion im Departement Côtes d‘Armor, seinen Spielplatz gefunden. Seitdem lebt der Agraringenieur sein Leben als Apfelweinbauer in vollen Zügen, ohne Chemie, mit den Vögeln und der Natur. Er hegt und pflegt seine Äpfel wie seine eigenen Töchter: Sobald sie auf natürliche Weise gefallen sind, sammelt er sie liebevoll von Hand auf. Die Bäume werden zwischen Oktober und Dezember dreimal geerntet, bevor sie in Kisten weiter reifen und bis zu 4 Wochen später gepresst werden. Der Apfelwein durchläuft zwei Gärungen - die erste dauert 5 Monate vor der Abfüllung, gefolgt von einer 3-monatigen Gärung in der Flasche. Die Magie funktioniert: eine perfekte Mischung, das Terroir, das seine Wirkung auf die Hefe entfaltet, eine natürliche Schaumbildung, keine Zusatzstoffe, der Cidre wird ohne Schwefel in Flaschen abgefüllt, nur reiner Saft, natürlich prickelnd und spontan, keine Collage, nur Abfüllen und Filtrieren, wenn nötig. Seine Kreativität beweisen immerhin 9 verschiedene Geschmacksrichtungen, das ist in dieser Branche eigentlich beispiellos.
Wir erwarben drei Kisten verschiedener Sorten des edlen Saftes, dazu noch "Eau de vie", also hochprozentige Äpfel und edlen Apfelessig. Wir freuen uns schon jetzt auf das Verkosten zu Hause…
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