Ein Hotel in einer so atemberaubenden Lage stellt man sich nur in den kühnsten Urlaubsträumen vor. Unser Zimmer im ‚Le Manoir du Sphinx‘ bietet einen sagenhaften Ausblick auf die wahrscheinlich schönste Küste Frankreichs, ‚la Côte de Granit Rose‘. Das Rauschen des Meeres und die salzige Meeresluft bei weit geöffnetem Fenster begleiten unsere Träume in angenehmster Weise. Das Hotel selbst ist schon in die Jahre gekommen und eine sanfte Renovierung würde wahrhaftig nicht schaden. Der Frühstücksraum könnte nüchterner nicht sein, das Frühstücksei wird schon durch die ambitionslose Umgebung schneller kalt als sonst.
Überhaupt fällt mir auf, dass in der Bretagne die Lokale eher schmuck-, tischtuch- und bilderlos gehalten sind. Möglicherweise ist das dem einfachen und kargen Leben geschuldet, das die Bretonen, die bis vor nicht allzu langer Zeit hauptsächlich Bauern und Fischer waren, geführt haben. In diesem harten Leben wurde wohl an Behübschung, Dekoration und Kinkerlitzchen kein Gedanken verschwendet.
Meine Lieblingsorte sind immer die Orte, wo es Pflanzen, Blumen und Kräuter gibt. Die Hortensienpracht des Hotelgartens führt mich bis zum steinigen Strand, der nahezu nahtlos in einen wunderschönen Sandstrand übergeht. Ein Ort, an dem man bleiben sollte. Auf jeden Fall länger, als unser dichtes Programm es zulässt.
Heute steht nämlich eine Wanderung am Plan. Das ist gut, denn nach den vielen Autostunden ist es eine Wohltat, unsere Beine einmal etwas ausgiebiger zu vertreten. Wir wandern in Richtung zweier Sehenswürdigkeiten, die wohl kein Bretagne-Besucher auslässt: ‚Le Gouffre‘ und ‚La Maison entre deux Rochers‘, beides Touristen-Hotspots, die durchaus sehenswert sind.
Aber die wahre Schönheit offenbart sich am Weg dorthin. Einer der schönsten Küsten, die wir jemals gesehen haben, breitet sich vor unseren Augen aus. Malerischer geht es wohl kaum mehr, eine Küstenlandschaft wie von einem ‚Divine Artist‘ arrangiert. Links das Meer mit mächtigen Steinformationen, rechts - wie zum Ausgleich zu den martialischen Bildern zur Linken - artige Karfiolfelder. Eine fast unwirkliche Szenerie, die sich tief ins Gedächtnis eingräbt.
Eine dunkle Regenfront überrascht uns beim Cidretrinken in einem neueröffneten, einsam liegenden Café. Wir bewegen uns so schnell wie möglich zurück zu den Fahrzeugen, um das kostbare Filmequipment vor schädlicher Nässe zu bewahren. Der Tag endet in einer höchst originellen Crêperie in Perros-Guirec, von der wir nach verzehrtem Mahl eine Kiste mit sage und schreibe 9 verschiedenen Cidre-Sorten erbeuten und von dannen ziehen…
Es gibt wahrlich Schlimmeres.
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