· 

Der 9. Tag

Côte de Granit Rose - ein Begriff, der schon in der Wortmelodie Schönheit ausströmt und eigentlich mehr an ein Chanson erinnert als an eine Küste. Dennoch zählt die Rosa Granitküste im Norden der Bretagne mit ihren bizarren Felsformationen aus rosafarbenem Steinformationen zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten der Bretagne. Wind und Wellen schufen dort eine surrealistische Welt aus bizarren Formen. Die spektakulärsten Felsformationen besitzen eigene Namen und einige Felsen ragen bis zu 20 Meter hoch aus dem Meer auf. Im Hafen des Badeortes Ploumanac’h erhebt sich der bekannteste Fels der Côte de Granit Rose. Er trägt den bezeichnenden Namen "Napoleons Hut" und erinnert mit seiner Form an den Dreispitz des französischen Feldherrn und selbst ernannten Kaisers. Der Kontrast zum tiefen Blau des Meeres sowie der verschieden intensive Lichteinfall lassen die Felsblöcke der Côte de Granit Rose zu jeder Tageszeit strahlen - mal in Rosa, mal rötlich. Leuchtend Orange kommen sie dann in den Abendstunden daher, wenn die untergehende Sonne die Côte de Granit Rose in das entsprechende Licht taucht. Es ist ein Farbenspektakel, das seinesgleichen sucht. 

 

Wir verlassen am Morgen unser Hotel, das sich ebenso spektakulär direkt an der Küste erhebt, mit einem atemberaubenden Ausblick, den wir letzte Nacht nur erahnen konnten, heute morgen beim Aufwachen wurde er Wirklichkeit. Wir entschließen uns für eine Wanderung und fahren nach Porz Scaff, wo ein Rundwanderweg seinen Anfang nimmt, der am „Le Gouffre“ und am „Maison entre les 2 Rochers“, einem Haus, das sich zwischen zwei Felsen zwängt, vorbeiführt. Vor über 150 Jahren erbaut, ist das alte Häuschen heute das wohl beliebteste Fotomotiv der Bretagne. Das kleine Haus mit den weißen Fensterläden schmiegt sich in den Felsen und verschmilzt mit ihm zu einem unvergesslichen Bild. „Le Gouffre“, ein tiefer Einschnitt in den markanten Felsen an der Küste, in den das Meer donnernd eindringt, erweist sich allerdings als harmlos, was vor allem der Ebbe geschuldet ist. Also kein Donnern und Zischen im Meeresschlund.

 

Dieses Donnern erleben wir dann am Abend, wo wir zum Leuchtturm von Ploumanac’h hinausfahren, um von dort den Sonnenuntergang zu erleben. Wunderschön, wenn die Granitfelsen die warme Farbe der Sonne annehmen, die Schatten immer weicher und länger werden und die bizarren Felsformationen zu Lebewesen erwachen. Berührt von diesem Erlebnis fahren wir zurück nach Perros-Guirec und nehmen unser Abendessen in einer kleinen Crêperie ein, die sich ganz dem Bio-Gedanken verschrieben hat. Der junge Besitzer Clément Meslinach hat sich nach einem abgebrochenen Physiotherapie-Studium in Belgien neu orientiert und vier Jahre lang in Sterne- und Gourmetrestaurants gearbeitet. Diese Erfahrung hat ihm genug Selbstvertrauen gegeben, um seine eigene Crêperie zu eröffnen und sich auf einige Dinge zu spezialisieren: Buchweizen, Bio und nur lokale Produkte. Wir essen Galettes* und Crêpes** und trinken Cidre*** und kehren - nachdem wir Clément noch 12 verschiedene Flaschen lokal produzierten Bio-Cidre abgekauft haben - zufrieden ins Hotel zurück. Ein wunderschöner Tag.

 

By the way: Geladen haben wir heute problemlos bei eine BMW-Händler, der eine öffentliche Ladesäule betreibt, ausgewiesene 200 kW waren dann halt nur mehr 70, aber das kennen wir ja schon….

 

 

*GALETTES

Galettes sind das herzhafte Pendant zu Crêpes. Sie werden aus dunklem Buchweizenmehl gebacken und herzhaft gefüllt. Traditionell wird die bretonische Galette „complète“ mit Schinken, Käse und Ei belegt. Aber auch Kartoffeln, Lachs, Hering, Ente, Ziegenkäse, Andouille, Feigenkonfitüre und vieles mehr kommen zum Einsatz. Das Füllhorn der Fantasie ist hier unendlich.

 

**CRÊPES

Wohl eine der bekanntesten bretonischen Spezialitäten und Grundpfeiler der bretonischen Küche sind Crêpes. Damit meine ich nicht das was bei uns an so manchen Ständen auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird. Ich meine hauchdünne goldgelbe süße Crêpes, aber nicht wie häufig hier zu Lande mit Nutella gefüllt. Nein, hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

 

***CIDRE

Cidre ist aus der Bretagne nicht wegzudenken. Man trinkt ihn als Aperitif, zu Galettes oder Crêpes und eigentlich immer. Obwohl Cidre keine bretonische Erfindung ist. Erfunden wurde der vergorene Apfelsaft wohl in Spanien und gelangte später über die Normandie. Da das Wetter in der Bretagne ungeeignet für den Weinanbau ist, machte man sich den Cidre zur Spezialität. Im Vergleich zum normannischen Bruder ist der Schaumwein aus der Bretagne traditionell etwas herber im Geschmack, da hier eher säuerliche Äpfel verwendet werden. Man unterscheidet zwischen Cidre doux, der im Geschmack eher fruchtig-süßlich ist, während der Cidre brut herber und trockener ist und mehr Alkoholgehalt hat. Der leicht spritzige Apfelwein wird traditionell nicht aus einem Glas, sondern aus der Bolée getrunken. Die Bolée ist eine Schale oder Tasse aus Keramik, in die etwa 200 ml passen. Die Bolée gibt es mit oder ohne Henkel. Trinken mehrere Leute am Tisch Cidre wird dieser üblicherweise in einem Krug serviert.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0