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Der 7. Tag

Der Tag begrüsst uns mit einem Sonnenstrahl, der durch das Fenster unseres burgartigen Hotels in Corfe Castle fällt. Mortons Manor heißt es, ein „ehrwürdiges“ Haus ganz nah an der historischen Ruine. Wir freuen uns, denn heute haben wir eine Kajaktour geplant, in Middle Beach. Von allen Stränden in Studland ist Middle Beach wahrscheinlich der ruhigste und der kleinste. Hier treffen wir Dan, er leitet mit seiner Frau Jade ein kleines Unternehmen: ForeAdventure (https://www.foreadventure.co.uk), ein Outdoor-Abenteuer-Business, wie er es bezeichnet. Sie bieten alle Arten von Abenteueraktivitäten an, darunter Kajakfahren, Standup-Paddle-Boarding, Schnorcheln und etwas ganz Besonderes: Nahrungssuche. Gemeint ist damit das Suchen, Entdecken und Ernten von Seaweed (Seetang). Das buchen wir in Kombination mit einer Kajak-Tour und einem kleinen Lunch.

 

Gesagt, getan. Wir pressen uns in die mehr oder weniger gemütlichen Neopren-Anzüge nebst Windjacke und Schwimmweste und paddeln los. Unser Tiel sind die Kreidefelsen am Ende der Bucht, neben uns Dan, unser Guide, wir geben unser Bestes im 2er-Kajak. Dan erzählt uns alles, was die Gegend betrifft, die Region, das Land und als das auch schon erzählt ist, erfahren wir noch so manches von seiner Familie und seinen Freunden. Es wäre nicht England, würde es nicht pünktlich zur Abfahrt zu regnen beginnen, Wasser also von unten und von oben. Nach einer guten Stunde Fahrt landen wir bei den Kreidefelsen und suchen den Seetang, relativ einfach, weil Dan alle Plätze kennt. Schön sieht er aus, wenn es glänzend auf den Felsen liegt. Wir ernten einen kleinen Sack davon und paddeln zurück. Im seichten Wasser tummeln sich Möwen und Reiher, einmal fliegt sogar ein ganzer Schwarm Gänse in Formation über uns hinweg. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst eingesetzt hat, meint Dan.

 

Bei Sonnenschein landen wir an am Strand von Middle Beach, befreien uns vom Neopren und machen uns mit Dan ans Kochen in seinem alten Citroen-Van. Er hat Muscheln mitgebracht vom Markt, die kommen mit dem Seetang in eine Pfanne, dazu eine riesige Menge an gesalzener Butter, serviert wird das alles mit französischem Weissbrot. Und es schmeckt: delikat, großartig, man kann gar nicht mehr aufhören. Der Seetang gibt dem Ganzen ein Meeres-Aroma und einen salzigen Geschmack, nie zuvor haben wir so etwas gegessen.

 

Dazwischen geben wir geduldig Auskunft über den ID.Buzz, helfen beim Selfiemachen und chatten mit diversen Angehörigen von Schaulustigen in Australien, weil die wissen wollen, wann denn der Microbus dort kommen wird. Überhaupt ist das Interesse und die Sympathie für das Auto riesengroß, allerdings ist das auch der Dichte der VW-Busse in Südengland geschuldet. Niemals zuvor habe ich so viele Bullis (T1 und T2), viele davon umgebaut zu Camper-Vans, gesehen.

 

Vielleicht noch eine Anmerkung zum Laden: Weil wir morgen sehr früh zur Fähre nach Frankreich aufbrechen und dann noch eine endlos lange Strecke bewältigen müssen, sind wir auf’s Laden noch an diesem Abend angewiesen. Wir kombinieren es mit dem Abendessen (in einem völlig abgefahrenen asiatischen Fusion-Restaurant in Poole) und machen wieder einmal eine 50/50-Erfahrung. Die erste funktioniert nicht, die zweite schon….

 

Nachtrag: Seetang gilt als eine der großen Hoffnungen bei der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Zahlreiche Unternehmen werden zur Zeit genau deswegen gegründet, hier ein interessantes Beispiel: www.seaweedsolutions.com

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Weinboxer (Mittwoch, 07 September 2022 16:09)

    Hallo ihr Lieben,
    Ich bin so fasziniert von eurer Reise und vor allem von den kulinarischen Highlights. Freu mich auf das nächste Event! Viel „Energie“ für die Heimfahrt!