Der 5. Tag

Da wir erst spätnachts in unserer Bleibe in West Wittering angekommen sind, ist die Überraschung am frühen Morgen umso größer.Das Beachhouse erweist sich als unglaublich gemütliches Bed&Breakfast, geschmackvoll eingerichtet, Im Frühstücksraum ein Tisch für uns vorbereitet für die Ankunft, auch wenn wir das vor lauter Müdigkeit nicht in Anspruch genommen haben. Umso schmerzhafter ist es, dass wir das Haus schon vor dem umfangreichen englischen Frühstück verlassen müssen, um die Fähre von Portsmouth auf die Isle of Wight nicht zu versäumen.

Die Überfahrt ist ruhig, zudem erhalten wir das Privileg, auf der Brücke vom Kapitän das Schiff erklärt zu bekommen. Sehr spannend, es ist ein Hybridantrieb aus Elektro und Diesel, im Hafen liegend läuft alles nur elektrisch, die Zukunft dürfte auch hier bei 100% Elektrifizierung liegen, besonders für Kurzstrecken, meint der Kapitän. Hochinteressant, und vor allem clever von Michelle eingefädelt.

Jetzt zur Insel selbst. Die Isle of Wight ist Englands größte Insel, mildes Klima, sogar subtropische Pflanzen wachsen dort. Mein Zugang zu dieser Insel beginnt 1970, als dort das größte Rockfestival aller Zeiten stattfand. Rund 600.000 Menschen kamen auf die Insel, die Fähre von Calais nach Dover war voll mit Hippies vom Kontinent. Neben Jimi Hendrix und den Doors und dutzenden anderen Highlights traten auch Greatful Dead dort auf, deren Bandleader und Gitarrist Jerry Garcia wahrscheinlich einer der prominentesten Fans des legendären VW-Bullis  war. Als der Friedens- und Freiheitsaktivist Garcia heimtückisch von südamerikanischen Großgrundbesitzern ermordet wurde, schaltete Volkswagen of America eine Anzeige mit einer Zeichnung: Ein Bulli mit einer blauen Träne im rechten Auge (Scheinwerfer). Darum entscheide ich mich am Morgen beim Anziehen für ein weisses T-Shirt mit genau diesem Sujet darauf (siehe hier >>>).

Wir entscheiden uns dafür, erst auf der Insel zu laden, direkt am Hafen gibt es eine 50kW-Station, die - man glaubt es nicht - kaputt ist. Wir fahren weiter nach Ryde und finden dort -jetzt wird es eng - eine kaputte Ladestation. Aber, wo was Schlechtes passiert, erfährt man auch viel Gutes, denn just dort auf der Esplanade findet diesen Samstag eine riesige Oldtimer-Messe statt. Michelle fragt jemanden vom Personal, erzählt die ID.Buzz/Bulli-Geschichte mit maximalen Charme-Nachdruck und schon stehen wir mitten in all den grossartigen und geschichtsträchtigen Automobilen, darunter auch einige Bullis.  Unser Buzz wird sofort umringt von neugierigen Automobilist:innen, wir erhalten einen Aufkleber und sind ab sofort Teil des Geschehens. Wir diskutieren, stehen Rede und Antwort, erklären, schwärmen, verteidigen und haben richtig Spaß dabei.

Vor lauter Freude vergessen wir fast unser Lade-Defizit, aber es holt uns ein. Wir haben noch viel vor und müssen irgendwo Strom herbekommen. Die Diskussion mit Einheimischen bringt auch nur die Erkenntnis, dass das kein Zufall ist, es gibt jede Menge Kritik und Unzufriedenheit über den Zustand der Lade-Infrastruktur. Christian, unser Kameramann, entdeckt in Google eine Ladestation in einem nahe gelegenen McDonalds und so wird aus einem fehlenden Frühstück ein Burger-Lunch mit Stromaufnahme, denn diese 50kW-Ladestation funktioniert tadellos, noch dazu am Samstag gratis.

Wir verbringen noch eine schöne Zeit an der Westküste, besuchen den Botanischen Garten der Insel und beschließen den Tag mit einer Gin-Verkostung (siehe hier >>>) und entdecken ebendort drei 7kW-Wallboxen (rührend!) und nutzen eine davon während des Aufenthaltes, auch wenn wir alle drei gleichzeitig gebraucht hätten. 

Inzwischen ist es halb neun geworden, wir sind wieder auf der Fähre zurück und haben noch nicht zu Abend gegessen. Mit viel Glück werden wir in Chichester noch was Essbares bei einem namhaften indischen Restaurant bekommen, das bis 23:30 offen hat. Wir werden sehen….