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Kommentar: LYON IM ZEITRAFFER

Eigentlich mag ich ja Großstädte nicht besonders. Zu groß, zu laut, zu stinkig, zu hektisch, zu dreckig und in vielen Ecken zu unmenschlich. Obendrein reichen ein halber Nachmittag und ein Abend natürlich bei weitem nicht aus, eine Stadt – noch dazu eine so große – wirklich kennenzulernen. Der erste Eindruck von Lyon, mit über 518.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Frankreichs, ist aber durchaus ansprechend. Vom Süden kommend fährt man kilometerlang direkt an der Rhone entlang, beständig mit  Sicht auf die Kathedrale Notre-Dame de Fourvière, die über allen Dächern der Altstadt thront und seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. 

 

Nach der etwas zähen Hotelsuche und noch zäheren, aber glücklich ausgegangenen Suche nach einem Parkplatz mit Labstelle für unseren ID4, der ja über Nacht wieder zu vollen Kräften kommen soll, machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden und stehen vor einer schier endlosen, steilen Treppe, die zu der besagten Kathedrale führt. Unsere ratlos-gequälten Gesichter wurden sofort richtig interpretiert und ein fröhlicher Franzose schlug uns vor, doch die ‚Funiculaire‘ zu nutzen, die uns in ein paar Minuten mühelos auf den Fourvière-Hügel bringen würde. Gesagt, getan (es war heiß und man ist ja nicht mehr Zwanzig), um drei Ecken marschiert und wir stehen vor der ‚Talstation‘ der Standseilbahn. Die Kathedrale ist beeindruckend und der Blick über die Stadt atemberaubend. Und sie ist wirklich eine Schönheit, diese Stadt, mit herrlichem Altbestand kombiniert mit fantastischer, moderner Architektur. Fast schleicht sich ein Bedauern ein, dass wir dieser Perle so wenig Zeit widmen können. 

 

Beim Abstieg in die ‚Unterwelt‘ nutzten wir wieder unsere eigenen Gehwerkzeuge und stillten in der Fressmeile unseren vorabendlichen Großstadt-Durst. Fressmeilen gibt es in Lyon wie Sand am Meer. Es beschleicht einen zuweilen der Verdacht, dass die Franzosen hauptsächlich essend und trinkend ihr Leben verbringen, ein durchaus sympathischer und lustvoller Lebensinhalt, wie ich meine. Obendrein drängt sich der Eindruck auf, dass in dieser Stadt fast nur junge Menschen leben, die dir mit stoischem Gesichtsausdruck und beängstigend rasanten Elektrorollern um die Ohren pfeifen und sämtliche Sitzgelegenheiten dieser Stadt wie selbstverständlich für sich beanspruchen. 

 

Lyon gilt als Hochburg der Kulinarik, was sich mit unserem Aggregatszustand gut trifft: Der Magen knurrt, es wird Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Einfach wird es einem aber beileibe nicht gemacht: Aller Herren Länder breiten ein Füllhorn an Kochkulturen vor einem aus. Nach längeren Diskussionen und beinahe rauchenden Google-Maps-Handys endet der Tag mit einem herrlichen Bulgogi (Feuertopf) in einem entzückenden, kleinen koreanischen Lokal – die Franzosen mögen es uns bitte verzeihen - einem Spaziergang zu unserem kleinen Boutique-Hotel und der dritten Dusche an diesem Tag. 

 

Ein guter Tag. Ich mag Lyon.

(Verena)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth M. (Montag, 06 September 2021 23:14)

    Hoffentlich sind morgen früh die Akkus voll geladen (eure und die des ID.4) und es geht entspannt weiter. Sonst ist ein weiterer Tag in Lyon ja auch eine interessante Option! Wie immer schöne Fotos, die neugierig auf mehr machen. Liebe Grüße und die besten Wünsche für die Weiterfahrt!

  • #2

    Hermann A. (Dienstag, 07 September 2021 20:43)

    Da bekomme ich richtig Reiselust.... sehr faszinierender Kurzbericht und super Fotos!
    Wünsche weiterhin feine Reise- und Kulinarikerlebnisse... . Ferbussis Hermann